Rezensionen
von Andrea Wolf
Am 8. Mai diesen Jahres wurde „Oktoberlicht“ von dorle & band auf dem Release-Konzert in Trier vorgestellt. Es ist ein Album, das vom Blues getragen, vom Jazz geschüttelt und in den Charme des französischen Chanson eingebettet ist. Saxophon, Schlagzeug, Streicher bilden dafür unter anderem den musikalischen Klangteppich. Vor allem die Stimme der Frontfrau Dorle Schausbreitner ist ein sehr wichtiges Instrument. Sie erinnert mit ihren stimmlichen Möglichkeiten an Anna von Rosenstolz und Hildegard Knef. Die Variationsbreite ihrer Stimme verhilft ihr, die Texte im Album gekonnt und ausdrucksstark zu gestalten. Es gelingt ihr damit, die aus dem Leben gegriffenen Zeilen authentisch und besonders „anders“ darzubieten. Sie bleiben eindrucksvoll in den Hörerohren haften.
Es sind Texte, die charmant zum Nachdenken anregen. Sie zeigen die Facetten des Lebens mit einer besonderen Note auf. Der Spot wird dabei auf konkrete individuelle Herausforderungen im Leben gesetzt. Das „Auslaufmodell“ zeigt zum Beispiel eine Frau, die nicht mit der Zeit geht und deren besten Jahre schon vorbei sind… Der Hörer befindet sich vom ersten Lied an auf einer Klangreise. Er verspürt schnell das Bedürfnis, mit diesem musikalischen Zug weit, weit fahren zu wollen. Aussteigen zwischendurch ist nahezu unmöglich.
„Oktoberlicht in Erinnerung an unseren guten Freund und Liedermacher Walter Liederschmitt.“ – so steht es im Begleittext der CD geschrieben. Das Album ist dem im Oktober 2013 so plötzlich verstorbenen Trierer Barden und Bänkelsänger Walter Liederschmitt, genannt Woltähr, gewidmet. Unter den wenigen Liedern, die nicht von Dorle Schausbreitner komponiert und getextet wurden, befinden sich auch Liederschmitt-Werke (wie das „Rendezvous der Rosen“), die hier nun von dorle & band interpretiert werden.
Und das letzte Lied des Albums – das Lied heißt dann auch „Oktoberlicht“ – ist Hommage an Woltähr und ganz persönlicher Abschied vom guten Freund Walter gleichzeitig: „Da liegst du nun so friedlich, als wär‘ gar nichts passiert,[…]denn du hast dich klammheimlich gestern aus dem Staub gemacht! Wir wollten uns doch treffen so wie immer um halb acht! […] Ein Orpheus aus der Unterwelt, aus seiner Zeit entrückt, ein „Liederschmied“, ein Träumer auf der Suche nach dem Glück.“
Da bedarf es keiner erklärenden Worte mehr, der Liedtext von Oktoberlicht sagt einfach alles: „Im Zimmer ist es stille, durchs Fenster fällt Oktoberlicht. […] Und nehmen leise Abschied, alter Barde, guter Freund, […] Ein letztes „Rendezvous“, eine Rose nimm zum Gruß. Wir tragen dich im Herzen…“
(Andrea Wolf /Rezension in „Ein achtel Lorbeerblatt“/21. Juli 2015)
dorle & band: Oktoberlicht
von Jörg Lehn, Trierischer Volksfreund, 13.07.2015
Der Titelsong ist dem 2013 verstorbenen Kollegen Walter Liederschmitt gewidmet. Schausbreitner singt mit heller, klarer Stimme, spielt zudem die Konzertgitarre und den Bass. Gemeinsam mit ihrem Mann Florian hat sie auch die Arrangements besorgt. Die Musikern Dorle präsentiert melancholische Balladen wie etwa „Nachtschwärmer“ (2) und „Die kleine Frau“ (12). Daneben stehen Coverversionen französischer Chansons wie „Mes deux amants“ (8) oder „J’ai fait un rêve“ (10; Musik: Johannes Brahms; der Text stammt von der Schweizer Band „Patent Ochsner“). Vor allem aber liefert sie wirklich gute Protestsongs im Stil der früheren Liedermacher der 70er Jahre, die die Auswüchse der Gesellschaft nicht nur hinterfragten, sondern mit hintergründigem, oft äußerst bissigem Humor den Finger in die Wunde legten. Zu nennen sind hier hauptsächlich der Einsteiger „Auslaufmodell“ über eine Frau, die nicht den Regeln moderner Modetrends entspricht, sowie „Hinter den Kulissen“ (6) und „Mitternachtsblues“ (7), die die moralischen Abgründe von Mitmenschen aufs Korn nehmen. Einen gewichtigen Teil des Albums nehmen Songs und Texte von und über Walter Liederschmitt ein, den Barden aus der Region Trier, der ganz plötzlich im Herbst 2013 gestorben ist. Von Liederschmitt, der auch als „Woltähr“ auftrat, ist auf Dorles CD der Titel „Rendezvous der Rosen“ (9) vertreten sowie seine Übersetzung „Mensch und Tier“ von Bob Dylans Song „Man Gave Names To All The Animals“ (1979). dorle & band widmen ihrem verstorbenen Musikerkollegen das Lied „Oktoberlicht“ mit berührenden Textzeilen. Zur Band muss abschließend noch angemerkt werden, dass ihr Stil weit über eine reine Folkband hinausgeht. Das Bewirken vor allem die tollen Saxofonpassagen von Nils Thoma. Außerdem tragen Florian Schausbreitner (Gesang, Bass, Gitarren, Akkordeon) sowie Schlagzeuger Christian Meissner zum gefälligen, eingängigen Sound der Formation bei. Dieses Überschreiten der der normalen Folkmusik-Grenzen erweitert selbstverständlich den Hörerkreis von dorle & band enorm. Abgerundet wird das gelungene Album durch viele Arbeiten der Designerin Dorle Schausbreitner für Cover und Booklet. Erschienen ist die CD beim Label Portabile Music Trier. (dorle & band: Oktoberlicht, pmt-14-01, Portabile Music Trier 2015)
CD Kritik zur CD „Liederleute Nord-Ost Süd-West“ (Sampler)
( Zitat: Adolf Goriup / Schweiz )
„…Die Musik der ganz in der Nähe von Trier lebenden Dorle Schausbreitner ist vor allem vom französischen Chanson und dem Jazz beeinflusst. Ihre Stimme steht der großer Chanson Sängerinnen wie Patricia Kaas oder Edith Piaf in nichts nach und die musikalische Begleitung an Bass, Gitarre, Schlagzeug und Saxophon ist hervorragend. So brilliert die „Die Ballade von Horst“ mit jazzig-bluesigem Sound und kurzen Walzereinlagen…“
www.folkworld.de
CD- Rezension
zur CD „Ich will nicht warten“
www.kulturwoche.at v. Manfred Horak / Österreich
Blues, Jazz und Rock’n’Roll, gewürzt mit einer ordentlichen Tracht Chanson, ist das musikalische Ausdrucksmittel für die balladesken Texte von
Sängerin und Komponistin Dorle Schausbreitner. „Am Ende des Dorfes verdreckter Beton/wo der Putz von den Wänden fällt/Die Geschäfte, die haben sich wohl/nicht mehr gelohnt/und für Arbeit, da gab
es kein Geld“, singt sie z.B. in der Eröffnungsnummer „Die Ballade vom Horst und dem alten Betonwerk“, die einen hervorragend ins Album reinzieht und gleich die gesamte Gefühlsbreite und
Kompromisslosigkeit der Band darlegt. Neben der erwähnten Ballade ist sicherlich der satte gut achtminütige Blues „Mit einer Rose in der Hand“der Höhepunkt des Albums, das mit klassen Saxofon-
und E-Gitarren-Soli zu überzeugen weiß. Die Geschichten erzählen sozialgesellschaftlich relevante Themen, erzählt werden aber auch Situationsminiaturen in Dramaform – wie das Leben halt so spielt
oder spielen könnte. Gesanglich und musikalisch eckt und kantet es dabei sehr ordentlich, das wohl polierte blieb zum Glück im Ansatz stecken. Die im Booklet abgedruckten Texte sind mehrheitlich
übrigens so stark, dass sie auch ohne Musik bestehen, wobei die Formulierungen zum Teil recht unzeitgemäß anmuten, was dem Ganzen letzten Endes aber nur einen zusätzlichen positiven Kick
versetzt.
Tief reingehört in die 13 Lieder tritt einiges zutage, das man oft gerne immer wieder hören möchte.